Täglich verführt

Rede zur Eröffnung der Ausstellung von Johanna Klement  am 13. Sept. 2010, AK-Bildungshaus Jägermayrhof, Linz

Täglich verführt“ ist der Titel der Ausstellung, der fürs Erste andere Bildinhalte vermuten lässt, als wir hier sehen. Die Verführer sind in diesem Fall keine attraktiven Frauen oder Männer, es sind in erster Linie die Medien, meint die Künstlerin. Und zu den Verführten zählen wir alle, da es ganz schwer ist, sich der Unmenge von propagierten Trends zu entziehen, die permanent von allen Seiten auf uns einströmen. Was „in“ ist, wird klar vorgegeben – ob es dabei um Herbstmodein aubergine, schlammfarbig lackierte Fingernägel, iPods, Blueberries, Flatscreens, Geländeautos, Küchen in weißem Lackoder das Pilgern nach Santiago de Compostela geht. Irgendwo erwischt es jede und jeden von uns und wir landen bewusst oder unbewusst im Mainstream. Gleiches gilt für die öffentliche Meinung zu gesellschaftspolitischen Entwicklungen – auch hier ist der Einfluss der Printmedien maßgeblich spürbar. „Warum passen wir uns so an, obwohl alle davon reden, wie frei wir sind?“ ist die Frage, die Johanna Klement beschäftigt. Wird mit diesem „Konform gehen“ nicht die persönliche Freiheit eingeschränkt? Inwieweit werden diese Verhaltensmuster hinterfragt?  

Johanna Klement spürt in ihren Bildern diesen Fragestellungen nach und zeigt dabei die Menschen aus unterschiedlicher Perspektive. Wie durch das Objektiv einer Kamera betrachtet erscheinen die Ausschnitte mit großer Distanz oder mit dem Tele in die Nähe gezogen. In der Serie „Täglich verführt“ und auf den Monotypien der Serie „Konform gehen“, werden die Menschen aus der Ferne betrachtet. Sie wirken als Masse, inder sich Individuen isoliert, ohne Kommunikation mit den anderen, vorwärts bewegen oder verharren. Die meisten Figuren unterscheiden sich kaum voneinander, nur in den Arbeiten, in denen die Menschen etwas weiter „heran gezoomt“ wurden, werden Details sichtbar: da gibt es Uniformträger ebenso wie Frauen mit Rock und Hut. Ganz so gleichförmig sind wir bei genauerer Betrachtung also doch nicht! Genau diesen Aspekt möchte Johanna Klement mit den Bildern der Serie „Menschen haben Eigenheiten“ auch unterstreichen. Sie verwendet dazu sozusagen das Teleobjektiv, geht näher ran an die Menschen, gibt wieder, was sie im Alltag wahrnimmt. Dazu gehört, dass Menschen durchaus unterschiedliche Vorstellungen, Kriterien und Lebensweisen haben. Individuelle Eigenheiten, die sie nicht verstecken bräuchten, die es lohnt, herzuzeigen.  

In der Konfrontation dieser beiden gezeigten Positionen möchte Johanna Klement ohne erhobenen Zeigefinger dazu auffordern, das eigene Verhalten zu überdenken: Der kritische Umgang mit den permanenten Einflüssen, die versuchen, eine Richtung vorzugeben, kann mehr individuellen Gestaltungsfreiraum für jede und jeden schaffen!  

Bevor ich Sie nun auffordere, die Bilder unter diesem Aspekt nochmals auf sich wirken zu lassen, möchte ich Ihnen die Künstlerin etwas näher vorzustellen. Johanna Klement wurde 1979 in Linz geboren. Zeichnen war schonimmer eine große Leidenschaft von ihr und so hat sie sichnach der Matura zum Studium der Architektur an der TU Wien entschieden. Räumliches Darstellen und Planen hat ihr viel Spaß gemacht, daneben hat sie aber auch Module zur „Kunstim öffentlichen Raum“ besucht. Dadurch wuchs ihr Interesse am bildnerischen Arbeiten, was sie nach Abschluss des Architekturstudiums an die Universität für angewandte Kunst in Wien führte. Dort absolvierte sie die Klasse für Grafik und Druckgrafik bei Prof. Schenk 2009 mit Auszeichnung. Seit etwa einem halben Jahr lebt Johanna Klement mit ihrer Familie nun in Leonding, wo sie auch ihr Atelier hat. Die Künstlerin arbeitet in unterschiedlichsten Techniken, wobei die Zeichnung bei allen eine dominante Stellung einnimmt. Nicht nur die reinen Ölkreidezeichnungen, auch die Drucke und die Ölbildern sind davon geprägt. Seit 2006 hat Johanna Klement ihre Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und wir freuen uns sehr, Ihnen die Bilder dieser jungen engagierten Künstlerin nun bei uns im Jägermayrhof präsentieren zu können.

Gerlinde Breiner

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